… schneide sie in Scheiben und mach’ Gin & Tonics damit.
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Ich höre gerade die Autobiografie von Dave Grohl, von ihm selbst gelesen. Normalerweise mache ich mir nicht viel aus Musikerbiografien, die meisten Musiker interessieren mich nicht genügend, oder es sind ohnehin solche Selbstdarsteller, dass ich mir nicht noch ein paar hundert Seiten Eigenlob und verklärte bzw. geschönte Geschichte durchlesen muss. Ausnahmen waren Keith Richards Life (mein Gitarrenheld seit der Zeit, als ich ca. 14 Jahre alt war und das erste Mal Jumping Jack Flash hörte), Bob Geldofs Is that it? über seine gruselige Kindheit und Jugend im erzkatholischen Irland bis zu dem Punkt, an dem Live Aid stattfand – und nun Dave Grohls The Storyteller.
Ich kannte Dave Grohl natürlich auch zuerst als den Drummer von Nirvana, ich war just gerade 24 geworden, als ihr Album Nevermind veröffentlicht wurde, es war das etwa eine Woche verspätete Geburtstagsgeschenk von mir an mich. Smells Like Teen Spirit war eine Woche vor meinem Geburtstag herausgekommen, das dazugehörige Video jedoch noch nicht. In jenem Sommer war ich bei Verwandten in Vancouver, Kanada, mit Abstechern nach Seattle – was quasi nebenan liegt – und es gab kaum eine kulturell aufregendere Sensation in Seattle und Vancouver als Grungebands, ganz besonders Nirvana, vielleicht noch Comiczeichner Peter Bagge und Hate. Nirvanas Debutalbum Bleach (noch ohne Dave Grohl) stand schon seit geraumer Zeit in meinem Plattenschrank, war in der Gegend im College Radio in schwerer Rotation, und die Erwartungen an das neue Album Nevermind waren ganz allgemein gigantisch. Seattle was the place to be.
Das nächste Mal stolperte ich über Dave Grohl vor etwa zehn Jahren, als er Sound City veröffentlichte – die Dokumentation über das legendäre Mischpult und das legendäre Tonstudio in Van Nuys, in dem nicht nur Nirvanas Nevermind Album, sondern so ziemlich jedes relevante Album der vorangegangenen Jahrzehnte gemischt worden war. Dann bekam ich hier und da kleine Ausschnitte von seinen Konzerten und seinen vielen random Acts of Kindness mit, dass er durchaus mal alle Instrumente selber spielt, und dass er seine Mutter mit auf Tour nahm, und ich dachte mir ‚was für ein cooler Typ‘. (Von den Foo Fighters kannte ich immer noch nur vereinzelte Stücke.) Als Cesena, Italien, sich die Mühe machte, einen Song der Foo Fighters zu spielen um die Band dazu zu bekommen, auch mal in ihrem Ort zu spielen und nicht immer nur in den Großstädten, und Dave Grohl gerührt auf Italienisch (!) schneuzte, sie würden kommen – UND DAS DANN TATSÄCHLICH PASSIERTE! Da war mir klar: Der Typ ist ein Star. Und zwar ein echter.
So war ich einerseits ziemlich unter den ersten auf der (Nirvana) Party, aber gleichzeitig very, very late to the party, was Dave Grohl angeht. Aber die meisten Parties sind ja am Anfang und am Ende am besten, oder?
Seine Mutter hat übrigens schon vor ein paar Jahren ihr eigenes Buch über die Tour geschrieben, in der sie die Mütter vieler berühmter Musiker interviewt, wie es ist, Mutter eines Rockstars zu sein. Das ist dann das nächste auf meiner Liste der zu hörenden Bücher.
P.S.: Das Buch ist super. Und Grohl liest es auch super vor bzw. erzählt auch super.
P.P.S.: Das Buch seiner Mutter ist okay, leider kann sie nicht gut vorlesen, da schlafen dir die Füße ein. Wir halten fest: Daves Buch dringend von ihm vorlesen lassen, großer Spaß, das andere gar nicht oder selber lesen. (Angeblich gibt es zu dem Buch seiner Mutter eine TV-Serie, die hierzulande allerdings nirgends gestreamt wird. Die wäre vermutlich spannender anzuschauen.)